Scrollen oder gibt’s was Besseres?
Scrollen oder gibt´s was Besseres?
Warum das Handy weglegen, sich anfühlt wie vom galoppierenden Pferd abspringen – und wie du es trotzdem schaffst
Ich gebe dir in diesem Artikel Ideen, wie du für dich individuell herausfinden kannst,
- was die Sehnsucht ist, die du mit Scrollen stillen willst.
- Wie du daraus ableiten kannst, was du wirklich brauchst und
- Wie du Tätigkeiten finden kannst, die dich zufrieden und glücklich machen
Achtung: Ich werde NICHT sagen, dass du das Handy öfter mal weglegen solltest. Wenn das so einfach wäre, hättest du nämlich kein Problem.
Ich glaube auch nicht, dass man auf diesem Weg das Scrollen beenden kann.
Die Dosis macht das Gift – und wie dich das Scrollen nicht krank macht, das erfährst du in diesem Artikel.
Mit Fragebögen zur Selbsterkundung und vielen Übungsideen möchte ich dir Anregungen an die Hand geben, wie du selbst herausfinden kannst, was dich immer weiter scrollen lässt.
Dahinter steckt nämlich deine individuelle Sehnsucht, die App-Entwickler benutzen, um dich zu manipulieren.
Aber wenn du die psychologischen Mechanismen verstehst, kannst du daraus Lösungen für dich ableiten.
Es geht nicht darum, dass du dir selbst das Scrollen verbietest, sondern das Handy so benutzt, dass es dir gut geht.
Das Experiment
Als ich an dem Artikel arbeitete, stellte ich fest, dass es inhaltlich schon ein ganzes Seminar geworden ist.
Aber statt alles tatsächlich in ein Seminar zu packen, wage ich jetzt ein Experiment:
Ich stelle das Seminar offen zur Verfügung. Am Ende kannst du entscheiden, wie viel du mir für meine Arbeit geben willst. Das ist jetzt eine neue Erfahrung für uns beide: Ein offener Austausch von Geld und Arbeit. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Am Ende des Artikels/Seminars kannst du entscheiden, ob du es kostenlos haben willst. Das ist okay für mich! Kann sein, du hast wenig Geld und freust dich über mein Geschenk oder du denkst, das hat dir nichts gebracht, dann hast du jetzt nicht die Katze im Sack gekauft.
Oder du entscheidest, dass du mir für meine Arbeit etwas zurückgeben willst und du kannst mir 5, 10, 20 oder 30 Euro dafür überweisen.
Als Entscheidungshilfe: Wenn das, was du gleich ausprobieren kannst, ein Seminar bei der VHS gewesen wäre und du so viel Zeit dort zugebracht hättest, wie du für die folgenden Übungen gebraucht hast, was hätte der Kurs gekostet?
Mir hat es in jedem Fall viel Spaß gemacht, dieses Thema zu durchdenken und die einzelnen Schritte zu erarbeiten. Mir ist dabei selbst viel klar geworden und das ist ja das Schönste, was passieren kann: Ich war neugierig und bin aktiv geworden und habe etwas dazugewonnen. Und jetzt kann ich es auch noch mit dir teilen!
Aber jetzt geht es sofort los mit den Anregungen für deine Selbsterkenntnis und Ideenfindung.
Scrollen setzt uns auf ein Pferd ohne Zügel
Wir kennen es alle:
Man wollte nur kurz etwas nachschauen, und plötzlich ist man tief in dieser endlosen, bunten, schnellen Welt. Die Finger wischen weiter, die Augen flitzen, das Gehirn saugt auf, was es kriegen kann.
Und irgendwo dazwischen denkt man:
„Ich sollte eigentlich aufhören …“, aber der Daumen macht einfach weiter.
Warum ist das so schwer?
Um das zu verstehen, hilft ein Bild, das überraschend gut trifft, was im Nervensystem passiert.
- Scrollen setzt uns auf ein Pferd ohne Zügel
Wenn man müde, reizüberflutet oder innerlich leer ist, wirkt Scrollen wie ein kleiner Rettungsanker. Es ist so, als würde man sich für einen Moment auf ein Pferd schwingen.
Und dieses Pferd ist uns sehr vertraut und wir mögen es.
Es fängt langsam an zu gehen.
Dann trabt es.
Und ohne dass man es merkt, beginnt es zu galoppieren.
Man sitzt obendrauf und denkt:
„Ach, das geht schon noch … ich reite einfach noch ein Stück … ich halte mich fest …“
Genau so funktioniert der Sog des Scrollens.
Warum Scrollen süchtig macht
App-Hersteller wissen genau, was sie uns bieten müssen, damit wir dranbleiben:
- Ständig neue Bilder: Was für ein wunderbares Feuerwerk für das Gehirn!
- Kurze Videos: Das sind überraschende Gefühle, ohne dass man dafür etwas tun musste. Sie kommen einfach – und unser Gehirn liebt Dinge, die sofort spürbar sind und wenig Aufwand erfordern.
- Entscheidungen: Die Möglichkeit, immer wieder eine kleine Entscheidung zu treffen: „wische hier“ oder „klicke dort“, erzeugt Gefühle der Kontrolle und des Erfolgs.
- Überraschungen: Wer weiß, was jetzt noch kommt? Es weckt unsere angeborene Neugier aber auch unser Stresssystem: Besser weiterschauen, vielleicht ist was Wichtiges oder Gefährliches dabei, das wir nicht übersehen sollten. Dass unser Nervensystem die Überraschungen als potenziell gefährlich empfindet, ist uns oft nicht bewusst.
- Unvorhersehbarkeit: Vielleicht kommt gleich etwas Gutes? Vorhin war was Nettes, also sucht man weiter, bis wieder etwas kommt, das uns erfreut.
All diese Reize wirken wie Anstupser von hinten.
Mit jedem Stups wird das Pferd ein bisschen schneller:
Unser Nervensystem ist das Pferd
Unser Nervensystem reagiert auf all diese Reize mit einer Beschleunigung.
Das innere Tempo steigt.
Man fühlt sich wach, ein bisschen aufgeregt, ein bisschen getrieben – und gleichzeitig erschöpft.
Ein seltsamer Zustand zwischen „zu viel“ und „noch nicht genug“.
Unser Nervensystem ist wie ein Pferd, das rennt, obwohl man eigentlich zu müde zum Reiten ist.
Und das wirkt stärker, als wir denken: Wenn alles innen zu schnell wird, verliert man oft auch das feine Gespür für Hunger, Sättigung, Anspannung oder Müdigkeit.
Viele merken dann gar nicht mehr, was der Körper braucht.
Die schlechte Verbindung zum eignen Körpergefühl kann das Essverhalten und Selbstfürsorgeverhalten beeinflussen, weil man nicht mehr aus echten Signalen heraus handelt, sondern aus Impulsen oder Trost.
Warum wir nicht einfach ausschalten
Jetzt kommt der schwierigste Teil:
Aufhören und Handy weglegen fühlt sich an, als müsste man vom galoppierenden Pferd abspringen.
Oder als müsste man in einer unbekannten Landschaft absteigen und den ganzen Weg zu Fuß nach Hause gehen.
Beim Aufhören passiert nämlich etwas, das wir nicht mögen:
- die künstliche Wachheit fällt weg
- Müdigkeit kommt zurück
- Leere wird spürbar
- Gereiztheit taucht auf
- Sehnsucht ist nicht erfüllt
- alle Gefühle, denen man ausweichen wollte, sind wieder da: Ängste, Depressionen, Langeweile usw.
- Jetzt muss der Körper umschalten – von „Reizaufnahme“ zurück zu „Ich spüre mich selbst“
Diese Übergangsphase ist völlig normal – aber sie ist unangenehm.
Das gilt auch für alle Erlebnisse, die intensiv sind: Es fühlt sich einen Moment unangenehm an, wenn sie vorbei sind.
Darum halten wir uns lieber am Sattel fest und reiten weiter, auch wenn das Pferd längst zu schnell ist.
Nicht aus Freude, sondern um diesen unangenehmen Moment zu vermeiden.
Warum das Weiterscrollen sich wie Kontrolle anfühlt
Das Galoppieren erzeugt das Gefühl:
- „Ich bin wach!“
- „Ich funktioniere!“
- „Ich hab’s im Griff!“
Aber eigentlich ist es nur der Schwung des Pferdes – nicht unsere eigene Kraft.
Man verwechselt das innere „weiter, weiter, weiter“ mit Selbstbestimmung.
In Wirklichkeit sitzt man oben drauf und lässt sich treiben – von einer Maschine aus Reizen, Belohnungssignalen und Müdigkeitsverdrängung.
Von außen zu viel – von innen zu schnell
Während wir weiterscrollen, prasseln zu schnell zu viele Reize auf uns ein. Das ist, wie mit einem Pferd auf dem Times Square zu reiten. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie es dem Pferd dort geht:
Die Reizüberflutung macht das Pferd unruhig. Dadurch wird es noch gereizter und empfindliche für die Reize.
Beides verstärkt sich also gegenseitig.
Und genau in diesem Zustand wird die Verbindung zu sich selbst schlechter:
Bedürfnisse verschwimmen, Hunger und Sättigung fühlen sich unklar an, und die Stimmung rutscht in Keller.
Wie wir wieder absteigen können – Erkenntnisse
Der erste Schritt, um sich selbst helfen zu können, ist für mich immer die Erkenntnis und Verständnis über das, was eigentlich passiert.
Zu wissen, dass es keine gute Idee ist, in erschöpftem, gelangweilten, frustrierten Zustand unser Nervensystem – das wie ein sensibles Pferdchen ist – auf den Times Square zu führen, öffnet mir die Augen.
Überraschenderweise kann sogar das Handy einen Impuls geben, was Besseres zu machen
Es gibt Postings, die uns nicht tiefer ins Sofa ziehen, sondern uns auf die Beine bringen:
- Man hört eine Musik – und plötzlich singt man mit oder summt mit.
- Man sieht eine Bewegung, ein Stretching, eine kleine Tanzsequenz – und wir bekommen Lust, es auszuprobieren.
- Wir entdecken Wohnidee: Und man steht auf, weil man sofort ausprobieren will, wie das wirkt, hängt ein Bild um oder schiebt eine Kommode woanders hin.
- Kreative Inhalte haben denselben Effekt: Malen, Basteln, Handwerken. Man bekommt Lust, selbst etwas in die Hand zu nehmen.
- Und dann gibt es noch die humorvollen Clips, die einen so zum Lachen bringen, dass man endlich mal wieder Tränen lacht.
Wenn man genau hinschaut, verbindet all diese Momente etwas sehr Einfaches:
- Sie aktivieren uns.
- Es sind Inhalte, die das Nervensystem nicht weiter hochdrehen, sondern in eine Richtung lenken, die gut tut: Handlung.
- Man wird spontan lebendig, neugierig, körperlich.
Und genau das ist der Punkt, an dem wir am leichtesten abspringen können.
Fragebogen
Ich habe einen kleinen Fragebogen entworfen, mit dem du dein Scrollverhalten analysieren kannst und darüber ableiten kannst, was deine Sehnsucht ist.
Was war der Grund, warum du zu scrollen angefangen hast?
- Ich wollte mich von meinem Alltag ablenken
- Ich wollte mich amüsieren
- Ich wollte, dass jemand auf mich reagiert, also habe ich was gepostet
- Ich wollte weg von meiner Welt
- Ich wollte wissen, was andere machen, die ich kenne
- Ich wollte eine heile Welt erleben
- Ich wollte wissen, was abgeht
- Ich wollte Informationen über xy
- Ich wollte Spiele machen
- Ich wollte Lösungen für meine Probleme finden (Gewicht, Aussehen, Depression, Ängste, Sport)
- Ich wollte besser werden bei meiner Arbeit oder meinem Hobby oder dem Lernen
- Oder: …
Deine Absichten sind legitim, aber wurden sie auch erfüllt? Daher die nächste Frage:
Hat es mir gut getan?
Wenn du an die letzten Postings denkst, die du gesehen hast. Was haben sie bewirkt?
- Habe ich gelacht?
- Übungen ausprobiert?
- Zusammenhänge verstanden?
- Bekam ich Lust, mehr Informationen zu einem Thema zu suchen?
- Wollte ich malen, basteln, handwerken?
- Habe ich eine nette Unterhaltung geführt?
- Eine Lösung gefunden, die ich gleich umsetzen konnte?
- Mich entspannter gefühlt?
- Mich angenehm angeregt gefühlt?
- War es leicht, aufzuhören?
Wenn davon eine Sache eingetreten ist, dann war es total okay, eine Runde zu scrollen. Doch wie war die Mischung von guten zu schädlichen Inhalten?
Schauen wir also weiter.
Diese Anzeichen sprechen dafür, dass es dir nicht gut getan hat, zu scrollen:
- Du fühlst dich überfordert
- Du vergleichst dich
- Wirst traurig
- Entmutigt oder ängstlich
- Du hast Vorsätze beschlossen, die du nicht umgesetzt hast (weil sie zu groß waren)
- Du hast etwas gekauft, das du nicht brauchtest
- Du bist unzufrieden und gereizt
- Du fühlst dich orientierungslos und leer
- oder gelangweilt
- Wenn du gleichzeitig etwas anderes gemacht hast (Serie laufen lassen)
- Oder andere schlechte Gefühle aufgetaucht sind …
Ja, sagst du jetzt vielleicht, das kommt vor. Eigentlich zu oft.
Aber was nun?
Bevor wir die richtigen Lösungen finden können, ist es wichtig, den Mechanismus zu verstehen, der dich weiterscrollen lässt
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir scrollen?
Unser Gehirn liebt Neues
Neues und Unvorhergesehenes wirkt wie ein kleiner Lichtimpuls im Gehirn.
Es macht wach, es richtet uns innerlich auf – und das hat einen guten Grund:
Wenn wir etwas Neues sehen, entsteht ein kurzer, intensiver Moment von Verbindung – als würden verschiedene Hirnareale miteinander ein Gespräch beginnen:
- Was ist das?
- Gefällt mir das?
- Ist das gut für mich?
- Kann ich es nutzen?
- Will ich mehr davon wissen?
- Habe ich etwas Ähnliches schon erlebt?
Lauter interessante Fragen, die sich unser Gehirn stellt, auch wenn uns das gar nicht bewusst ist.
Neues ist für das Gehirn wie ein Impuls zum Netzausbau.
Neues führt dazu, dass Nervenbahnen gebildet werden.
Es verbindet vorhandene Erfahrungen mit neuen Eindrücken.
Das erschafft Aha-Momente.
Und das fühlt sich so gut an.
Neues kann uns erfreuen, neugierig machen, beflügeln, manchmal sogar richtig glücklich.
Und dadurch entsteht das Gefühl von Bedeutung.
„Das ergibt Sinn!“
Deshalb reagiert der Mensch auf Neues nicht nur kognitiv, sondern auch körperlich.
Neues zu sehen, ist einer der stärksten natürlichen Aktivierungsreize, die wir haben.
Durch die aktivierten Verknüpfungen im Gehirn erleben wir Lebenslust und diese macht uns handlungsbereit.
Wenn ich mir bewusst mache, warum Neues mich so fasziniert, verstehe ich auch die tiefere Logik dahinter:
Neuheit ist nicht nur spannend – sie ist eine wichtige Stufe, um mit der Welt verbunden zu sein.
Im Grunde sucht unser Gehirn nämlich die ganze Zeit genau drei Dinge:
Verbundenheit, Sicherheit, Sinn.
Das ist seine Grundarbeit. Das macht es ununterbrochen im Hintergrund.
Und wenn ich das einmal wirklich verstanden habe, dann fällt etwas Entscheidendes auf:
Apps aktivieren davon nur einen Teil – die Neugier.
Sie geben mir das Gefühl, ständig kleine neue Eindrücke zu bekommen, aber sie liefern nicht das, was mein Gehirn eigentlich herstellen will:
Keine echte Verbundenheit.
Keine tiefe Sicherheit.
Und schon gar keinen Sinn.
Wenn ich das so sehe, begreife ich plötzlich sehr klar, warum langes Scrollen mich nicht wirklich nähren kann. Es kann gar nicht gut tun, weil es nur einen kleinen Teil meines inneren Systems anspricht.
Das macht es so verlockend am Anfang – und so erschöpfend am Ende.
Das heißt, dein Pferd hat kein Ziel, keinen Weg und rennt nur verschreckt durch die Gegend. Es findet kein Gras und kein Wasser.
Später zeige ich dir, wie du die wirklich wichtigen Erlebnisse, nämlich Verbindung, Sicherheit und Sinnhaftigkeit in dein Leben bringen kannst.
Aber zuerst ist es noch wichtig, weitere Effekte zu verstehen, die die Entwickler von Apps sehr trickreich eingesetzt haben:
Kurze Videos – Reize, die leicht zu verarbeiten sind
Unser Gehirn bevorzugt Informationen, die wenig Kosten verursachen. Das heißt, wenig Energie verbrauchen.
Kurze Clips sind das ideale Futter dafür: klar, schnell, eindeutig.
Sie erzeugen kleine Wachheitsimpulse, ohne dass ich mich anstrengen muss.
Es fühlt sich an, als würde das Gehirn sagen:
„Das kann ich anschauen. Das kostet mich nichts.“
Aber da es mit einem kurzen Video nicht abgeschlossen ist, bleibt es nicht beim Energiesparen, sondern, unsere Energie wird weiter angezapft und das mit Absicht.
Wir können auch dafür sorgen, dass wir selbst energiesparende, kurze Erlebnisse haben, die wirklich gut tun. Dazu kommen wir später.
Es gibt noch 2 wichtige Wirkungen des Scrollens, die wir verstehen müssen, damit wir vom galoppierenden Pferd sicher absteigen können.
Mini-Entscheidungen – kleine Momente von Selbstwirksamkeit
Jeder Wisch, jeder Klick ist eine winzige Entscheidung mit sofortigem Ergebnis.
Unser Gehirn reagiert sehr positiv auf Handlungen, die unmittelbar etwas bewirken. Es fühlt sich an, wie ein Erfolg. Schnell und einfach – wunderbar.
Diese Mikro-Erfolge fühlen sich an wie Beteiligung, wie Kontrolle: „Ich mache etwas – und es passiert etwas, also bin ich nicht ohnmächtig.“
Aber wir haben nicht wirklich etwas gemacht, deswegen erzeugen diese Microentscheidungen keine Zufriedenheit und wir finden kein Ende.
Der Algorithmus konditioniert uns
Der Algorithmus wird von Psychologen und anderen schlauen Leuten gebaut, die wissen, wie unsere Psyche funktioniert.
Abgesehen von Neuem, Überraschendem, Einfachem und scheinbarer Selbstwirksamkeit, wird noch ein weiterer Faktor hinzugefügt: Die Konditionierung.
Es ist ein ganz einfacher Mechanismus, nämlich die intermittierende Verstärkung.
Intermittierende Verstärkung bedeutet, dass die Belohnung nur manchmal kommt, und du weißt nie genau, wann und wieso.
Verhalten, das mit intermittierender Verstärkung aufgebaut wurde, ist am schwersten zu löschen.
Wenn du schon einmal einen Hund erzogen hast, dann hast du diese Konditionierung angewendet. Erst gibst du jedes Mal Belohnung für das richtige Verhalten, dann immer seltener und unregelmäßig und Schwupps, macht es der Hund auch, wenn er kaum mehr eine Belohnung bekommt.
Wir funktionieren genauso.
Der Algorithmus zeigt uns nicht immer, was wir sehen wollen, auch wenn er schon längst weiß, was uns interessiert.
Also scrollen wir weiter in der Hoffnung, dass wieder ein Leckerli kommt.
Und was die Apps am meisten von uns wollen, das ist, dass wir online bleiben.
Der Frust wird also eingeplant, weil der uns dazu bringt, etwas zu kaufen, oder dass wir unsere Zeit den Firmen schenken, damit sie uns noch besser kennenlernen.
Wirklichkeit verschwindet
In Wirklichkeit passiert nichts, während wir scrollen. Wir tun nichts, was wirklich mit unserem Leben zu tun hat.
Wir brauchen nämlich echte Bewegungen, wirkliches Tun und Entscheidungen, die sichtbar werden, um uns ausgeglichen und zufrieden zu fühlen.
Wir wollen Neues erleben, große und kleine Abenteuer, uns fähig und erfolgreich fühlen und das Gefühl haben, das eigene Leben im Griff zu haben. Dazu gehört das Erlebnis von Genuss und Schönheit ebenso wie die drei wichtigsten Faktoren:
Verbundenheit, Sicherheit und Sinn.
Deswegen macht 10 Minuten Möbel umstellen glücklicher, als 1 Stunde scrollen.
Es erschafft ein neues Raumgefühl, es ist spannend, ob die Idee funktioniert, wir nehmen etwas in die Hand und merken, dass wir es können. Wir bestimmen, wie es a Ende sein soll.
Das konkrete Handeln bringt dich in Verbindung mit dir selbst. Dass du es tun kannst, erzeugt ein Gefühl von Sicherheit, denn Handeln ist das Wirkungsvollste, was du für dein Sicherheitsgefühl tun kannst. Und alles zusammen ergibt einen Sinn für dich.
Gut, vielleicht ist Möbelrumschieben nicht dein Ding und man kann es auch nicht jede Woche machen. Aber wir können herausfinden, was DEIN Möbelrücken ist und wie du dahin kommst.
Es ist auch gar nicht so schwer wie Möbelrücken! Wir können unsere Reaktionen auf das Angebot im Internet durchschauen und uns dann darum kümmern, dass es uns besser geht.
Den Algorithmus knacken
App-Anbieter nutzen psychologische Methoden, um uns abhängig zu machen. Diese Techniken können wir aufschlüsseln und für uns selbst in einem gesunden Maße anwenden.
Wie wir gesehen haben, geht es um:
Neues und Überraschendes
Einfachheit und Effektivität
Entscheidungsmacht und Selbstwirksamkeit
Als Erstes zeige ich dir, wie du herausfinden kannst, was dich fesselt und was für eine Sehnsucht dahintersteckt.
Dieses Bewusstsein hilft dir, Veränderungen leichter einzuleiten, damit du wegkommst vom Scrollen, das dich unglücklich macht.
Und zum Abschluss suchen wir danach, wie du dir einen eigenen, gesunden Algorithmus erschaffen kannst.
Was ist das Ziel?
Ich kenne Menschen, die haben entdeckt, dass ihnen Besuche auf Apps, egal welcher Art, nicht gut tun. Sie werden überflutet von den unsortierten Reizen, dem Elend, den Katastrophen und den scheinbar so perfekten Leben der anderen.
Sie beantworten einmal am Tag die WhatsApp oder Telegram-Nachrichten und wenden sich ansonsten anderen Beschäftigungen in der Freizeit zu.
Manche legen bestimmte Zeiten fest, in denen sie im Internet scrollen dürfen, und es hilft ihnen, wenn sie den Router zu bestimmten Zeiten ausschalten.
Ich sorge dafür, dass die Dinge, die ich in meiner Freizeit tun kann, so interessant und vielfältig sind, dass ich das lieber mache als meine Zeit vertrödeln. Allerdings nutze ich Instagram und Pinterest hin und wieder, um Ideen zu sammeln. Ich habe Ordner angelegt zu bestimmten Themen. Da ich viel male, heißen die Ordner: Farbkombinationen, Landschafen, Menschen und Tiere. In den letzten beiden sammle ich interessante Körperhaltungen, die ich evtl. abzeichnen kann. Youtube schalte ich oft auch nebenher ein, um Vorträge und Podcasts anzuhören.
Ich denke, wichtig ist, einen Maßstab zu finden, der für dich richtig ist.
Dein Wohlbefinden messen
Wie kannst du herausfinden, ob dein Internetkonsum dir noch gut tut oder ob du in einer Abhängigkeitsfalle steckst.
Dazu gibt es Fragen, die dir eine eindeutige Antwort geben:
Bin ich mit mir verbunden?
- Fühle ich mich wohl mit mir?
- Mag ich mich?
- Verbringe ich auch gerne Zeit mit mir allein?
- Bin ich emotional ausgeglichen?
- Liebe ich mein Leben?
- Komme ich zur Ruhe?
- Interessieren mich mehrere Dinge?
- Sorge ich gut für mich?
- Weiß ich, was ich tun kann, damit es mir sofort oder mindestens nach ein paar Tagen wieder gut geht? (Wenn es nur am Wochenende oder im Urlaub im Sommer funktioniert, ist es nicht oft genug)
Fühle ich mich sicher?
- Komme ich in meinem Zuhause zur Ruhe?
- Fordert mich meine Arbeit angemessen (ist sie also weder über- noch unterfordernd)
- Habe ich einen Raum, in den ich mich zurückziehen kann. (Wenn kein eigener, dann doch einer, der stundenweise zu deinem Rückzugsort werden kann)
- Sind die Menschen, die ich treffe, freundlich und unterstützend zu mir?
- Gibt es Menschen, mit denen ich über das sprechen kann, was mir wichtig ist? (Nicht nur Probleme wälzen oder Small Talk, sondern auch Interesse an deinen Interessen)
Erlebe ich Sinnhaftigkeit?
Manche Menschen sagen, ihr Beruf ist ihre Berufung oder sie erleben in ihrer Religion, dass sie eingebettet sind in einen höheren Sinn.
Das ist wunderbar, aber nicht das, was ich jetzt meine.
- Wenn ich mit mir verbunden bin, mich also okay finde und mich wohlfühle, dann nehme ich meine Körpersignale wahr und weiß, was ich fühle.
- In dieser Verfassung bin ich auch in der Lage, meine direkte Umgebung wahrzunehmen.
- Ich erlebe kleine Momente des Glücks, weil ich Dinge sehe, die mich erfreuen.
- Ich fühle Zärtlichkeit, Ruhe, Freude, Neugier, Motivation und Lust am Tun, was immer es ist.
- Ich habe eine Perspektive, ohne, dass ich Pläne für Jahre schmieden muss.
- Ich habe das Gefühl, mein Leben geht in die richtige Richtung, weil ich den Weg gehe und mich dabei wohlfühle.
Natürlich gibt es Zeiten, da ärgert man sich, wird ungerecht behandelt, benachteiligt, verletzt. Man ist krank, eingeschränkt und hat längst nicht alles, was man sich wünscht.
Aber dennoch können wir immer wieder dahin kommen, dass wir im Lot sind.
Das ist Sinnhaftigkeit!
Gar nicht so hochtrabend, wie man im ersten Moment meint, wenn man an das Wort „Sinn“ denkt, nicht wahr?
Gibt es extreme Situationen, braucht man natürlich zusätzliche Unterstützung und muss sich zuerst darum kümmern.
Also, das sind sie wieder, die drei Punkte, die ich so wichtig und interessant finde:
Verbindung, Sicherheit und Sinnhaftigkeit.
Scrollverhalten verändern
Ich gebe dir nun psychologisches Handwerkszeug an die Hand, damit du dir selbst helfen kannst. Du brauchst dazu Papier und Stift und natürlich dein Handy oder Computer. Verwende viele bunte Stifte, das macht die Erkenntnis leichter.
Mein Tipp: Schreibe dir die Punkte wirklich auf und mache es nicht im Kopf. Schreiben mit der Hand vertieft übrigens deine Erkenntnisse und lässt dich mehr Lösungen finden.
Übrigens stecken in diesem Artikel ganz viel Sätze und Erkenntnisse, die dir vielleicht neu sind oder bei denen du denkst: „Ach stimmt, hatte ich vergessen.“
Mein Tipp: Nimm ein Notizbuch oder Zettel und notiere sie während des Lesens. Falls du nachher alle Übungen mitmachen willst, hast du schon wertvolles Material gesammelt, das dir weiterhilft.
Bestandsaufnahme
Psychologinnen müssen zuerst möglichst viel über dein Problem wissen, bevor sie dir helfen können. Das Gleiche kannst du für dich selbst tun.
Du findest nämlich am besten etwas über dich heraus, wenn du zuerst eine ehrliche Bestandsaufnahme machst. Sammeln wir also erst einmal Daten. Du ahnst es schon, es wird gruselig.
1. Gehe deine Apps durch und notiere dir, was dir angezeigt wird, was du abgespeichert und wen du abonniert hast. Du kannst auf YouTube den Verlauf durchsehen oder den Browserverlauf deines Computers.
2. Erstelle dafür eine Tabelle.
3. Liste in der ersten Spalte alle Seiten, Reels, Storys und Videos auf, die du an einem Tag angeschaut hast.
Stichworte dazu reichen.
Z.B.:
- Video über XY
- Reel über YZ und Abc
- Story von … Thema:
- Bilder mit Motiven von …
- Podcast über …
- Posting von … über …
Puh, ganz schön viel?
Prima! Mit viel Datenmaterial gibt es viele Erkenntnisse!
Wenn es wirklich gigantisch viel ist, dann notiere dir 30 Postings, die du angeschaut hast.
Verhalten analysieren
In der zweiten Spalte mache dir Notizen über deine Beweggründe.
Analysiere es wohlwollend:
Frage dich:
- Warum habe ich das angeschaut?
- Was wollte ich erleben oder erfahren?
- Warum hat es mich gefesselt?
Mach dir stichwortartig Notizen dazu. Male Smileys oder andere Zeichen, das hilft, das Muster zu entdecken.
Es geht nicht darum, dich zu verurteilen, sondern darum, herauszufinden, was deine Sehnsucht ist, die dahinter steckt.
Wirkung ermitteln
Schreibe in die dritte Spalte, wie das Posting auf dich gewirkt hat:
- Fand ich es interessant?
- Was habe ich mitgenommen, gelernt, erfahren?
- Hat es mir gefallen?
- Hat es Spaß gemacht?
- Würdest du mehr davon anschauen wollen?
Es ist gut, wenn du dir Stichworte aufschreibst oder Smileys dazu malst.
Übergeordnete Themen entdecken
Nimm nun deine Tabelle und versuche übergeordnete Themen in deinem Scrollverhalten zu entdecken.
Du kannst die Themen wie eine Mindmap auf einem neuen Blatt Papier notieren.
Übergreifende Themen könnten zum Beispiel sein:
- Informationen: Politik, Lernen, Gesundheit …
- Ideen: Wohnideen, Schönheitstipps, Urlaubsreisen, Garten …
- Anleitungen: für Handarbeit, Werken, Kochen …
- Neugier: was andere machen, Freunde, Promis …
- Einkaufen: Kleidung, Elektronik …
- Spiele
- Humor, Quatsch und Unsinn
- Musik
- Wellness und psychologische Themen
- Katastrophen
- Dramen
- Probleme: Leute, die es besser wissen im Stil von: „5 Dinge, die du niemals tun solltest, wenn …?“
- Wechselst du zu Verkaufsseiten? Welche?
usw.
Was sind deine Themen, die immer wiederkehren?
Indem du mehrfach um das Wort herumkritzelst, kannst du sichtbar machen, wie häufig ein Thema auftaucht.
Direkte Recherche
Vielleicht lässt du dich oft einfach nur treiben. Dann nimm jetzt dein Handy für ein paar Minuten und schaue, was dir angezeigt wird, und ergänze die Tabelle.
Gefühle erkunden
Erstelle eine weitere Spalte für diese Fragen aus dem Fragebogen:
- Hat es mir gut getan?
Überlege bei jedem Posting in deiner Liste:
- Habe ich gelacht?
- Übungen ausprobiert?
- Zusammenhänge verstanden?
- Bekam ich Lust, mehr Informationen zu einem Thema zu suchen?
- Wollte ich malen, basteln, handwerken?
- Habe ich eine nette Unterhaltung geführt?
- Eine Lösung gefunden, die ich gleich umsetzen konnte?
- Mich entspannter gefühlt?
- Mich angenehm angeregt gefühlt?
- War es leicht, aufzuhören?
Diese Anzeichen sprechen dafür, dass es dir nicht gut getan hat, zu scrollen:
- Ich fühlte mich überfordert
- Ich begann, mich zu vergleichen
- Ich wurde traurig
- Entmutigt oder ängstlich
- Ich habe Vorsätze beschlossen, die ich nicht umgesetzt habe
- Ich habe etwas gekauft, das ich nicht brauchte
- Ich wurde unzufrieden und gereizt
- Ich fühlte mich orientierungslos und leer
- oder gelangweilt
- Ich habe gleichzeitig etwas anderes gemacht (Serie laufen lassen)
- Versteckte Sehnsüchte entdecken
Nimm noch einmal die erste Frage aus dem Fragebogen und schreibe zu jedem Punkt in deiner Tabelle den Grund dazu. Hier noch einmal die Liste, damit du sie nicht oben suchen musst.
Was war der Grund, warum du zu scrollen angefangen hast?
- Ich wollte mich von meinem Alltag ablenken
- Ich wollte mich amüsieren
- Ich wollte, dass jemand auf mich reagiert, also habe ich was gepostet
- Ich wollte weg von meiner Welt
- Ich wollte wissen, was andere machen, die ich kenne
- Ich wollte eine heile Welt erleben
- Ich wollte wissen, was abgeht
- Ich wollte Informationen über Politik oder xy
- Ich wollte Spiele machen
- Ich wollte Lösungen für meine Probleme finden (Gewicht, Aussehen, Depression, Ängste, Sport)
- Ich wollte besser werden mit meiner Arbeit oder meinem Hobby oder dem Lernen
- Oder: …
Erstelle dazu auch eine Art Mindmapp, die deine Erwartung und Sehnsucht sichtbar macht. Notiere alle Erwartungen, die du hattest.
Schaue dir nun 3 Themenbereiche, die du am häufigsten konsumiert hast, und analysiere sie noch einmal:
Welche Sehnsucht könnte dahinter stecken?
Ein paar Beispiele:
- Es zieht dich zu Politik, Dramen und Katastrophen. Was könnte der Grund sein?
Willst du wissen, was passiert, damit du vorbereitet bist?
Oder suchst du das Gefühl, da ist jemand, der sich um die schlimmen Dinge in der Welt kümmert?
- Neigst du dazu, Tipps zur Selbstverbesserung zu suchen?
Vielleicht bist du unsicher, ob du genug bist? Willst du, dass dir jemand hilft oder dich unterstützt?
- Schaust du gerne Unsinn an oder machst Spiele?
Bedeutet das, dass du alles für einen Moment vergessen willst, was sonst dein Alltag ausmacht?
Du willst endlich Spaß haben?
Langweilst du dich?
- Schaust du oft, was andere machen?
Fühlst du dich einsam? Vergleichst du dich? Suchst du Kontakt?
- Suchst du nach Anleitungen und Tipps?
Prima, wenn du sie auch umsetzt. Falls du es nicht tust, was könnte der Grund sein?
Du denkst, das schaffst du nie? Du hast keine Energie dafür?
Mit dieser Analyse kannst du schon einige Erkenntnisse über dich gewinnen.
Mit der nächsten Analyse kannst du herausfinden, wo du unausgeglichen und unzufrieden bist.
Tiefere Analyse
Im ersten Moment erscheint das, was wir uns anschauen, genau das richtig zu sein. Schließlich haben wir ja Lust darauf oder weitergemacht. Stimmt das oder sind wir im Algorithmus hängen geblieben?
Frage dich bei den wichtigsten 3 Themen, die du immer wieder anschaust:
- Was habe ich davon?
- Warum will ich das sehen?
- Tut es mir gut?
Nehmen wir an, du interessierst dich für ein bestimmtes Thema.
- Tragen die Inhalte, die du konsumiert hast, dazu bei, dass du etwas Neues lernst?
- Was machst du mit den Inhalten, bzw. wie wirken sie auf dich?
- Setzt du sie um?
- Machen sie dich zufriedener oder aktiver?
Falls du merkst, dass du das alles wissen willst und es gut ist, die Infos auf diesem Weg zu erfahren, dann kannst du es weiter so machen.
Falls du herausgefunden hast, dass dich das alles nur nervt und verrückt macht, dann kannst du entscheiden, ob du auf anderen Wegen die Informationen finden kannst.
Du könntest eher Vorträge anhören, die wirklich bilden wollen. Ein Buch dazu lesen oder Fachartikel lesen.
Oder du entscheidest dich, dass du lieber aktiv wirst, und suchst dir eine Gruppe, die deine Interessen teilt.
Oder du übst dich darin, viel seltener die Informationen zu konsumieren und das über gezielt ausgewählte Orte, bzw. Medien.
Gerade was Politik und Katastrophen betrifft, darf man auch immer entscheiden, weniger zu wissen. Wir haben nur Kapazitäten für eine bestimmte Menge an Leid. Stelle dir das wie ein Fass vor.
Wenn du dich in deinem Alltag sowieso schon um vieles kümmern musst, kann es sein, dass dein Fass bereits voll ist und einfach nicht noch mehr hineinpasst. Dann ist es völlig legitim, sich anderen Fässern zuzuwenden. Denn du musst mit deinen Kräften haushalten, damit du in deinem Leben zurechtkommst!
Nehmen wir noch ein anderes Beispiel: Du schaust dir gerne Postings oder Videos zu deinem Hobby an.
Prüfe die Dinge, die du gesehen hast, daraufhin, ob sie dir was gebracht haben.
- Hast du Anregungen bekommen und Lust, sie auszuprobieren?
- Oder hat es dazu geführt, dass du dich verglichen hast und deprimiert wurdest?
Selbstverbesserungstipps können süchtig machen. In der Regel werden sie so verbreitet, dass sie deine Unsicherheit vergrößern und dich dazu bringen, dass du weiter zuschaust oder etwas kaufst. Mach dir immer bewusst, dass es nicht das Ziel der Anbieter ist, dich zufrieden und selbstbewusst zu machen, auch wenn sie das versprechen.
Sie wollen, dass du unsicher bleibst und abhängig wirst.
Daher ist es gut zu prüfen:
- Macht es mich sicherer und werde ich aktiv?
Das heißt, regt es dich an, etwas Neues zu tun, und zwar ohne, dass du die andauernde Begleitung des Anbieters brauchst.
Die entscheidenden Fragen bei allen Dingen, die du anschaust, sind also:
- Macht es mich stabil, zuversichtlich und energievoll?
- Werde ich ruhig und zuversichtlich?
- Werde ich aktiv? Setze ich es in reale Handlungen um?
- Macht es mich unabhängig? Bin ich frei, es auch alleine zu tun?
Abgleich mit den Sehnsüchten
Und streiche am Schluss an, ob das Posting die Erwartungen erfüllt hat, die du hattest, als du die App geöffnet hast?
Dazu kannst die erste Frage aus dem Fragebogen verwenden.
Was war der Grund, warum du zu scrollen angefangen hast?
- Hat es mich von meinem Alltag ablenkt?
- Hast du dich amüsiert?
- Hat jemand auch dich reagiert und hat das gut getan?
- Konntest du in andere Welten abtauchen? Ging es dir dort gut?
- Tat es gut, zu wissen, was andere gemacht haben? Oder hast du dich verglichen und wurdest traurig?
- Hast du eine heile Welt erlebt?
- Hast du rausgefunden was abgeht oder hat es dich verwirrt und frustriert?
- Hast du sinnvolle Informationen bekommen? Was hast du mit den Infos gemacht? In Taten umgesetzt oder haben sie dich runtergezogen?
- Hat das Spielen dich ruhiger oder motivierter gemacht? Oder bist du versumpft?
- Hast du konstruktive und umsetzbare Lösungswege für die Themen Gewicht, Aussehen, Depression, Ängste, Sport gefunden? Oder gab es nur komplizierte, teure, aufwendige, beängstigende Infos?
- Hast du sinnvolle Tipps für deine Arbeit, Studium oder dein Hobby bekommen und dir notiert und sie umgesetzt?
Dumm, sinnlos und doch okay?
Es gibt Momente, da will man sich nur berieseln lassen. Das ist absolut okay! Ich will hier nicht den Moralapostel spielen.
Ich stelle mir immer vor, dass wir in Urzeiten als wir in der Höhle mit anderen aus unserem Clan lebten, auch Zeiten hatten, in denen wir einfach fertig waren.
Dann konnten wir uns ans Lagerfeuer in ein Fell kuscheln und nur lauschen und gucken, was die anderen machen.
Das war das damalige Netflix oder vorgelesen bekommen.
Vielleicht geht es dir heute auch manchmal so, dass du besonders ruhig wirst und sogar einschlafen kannst, wenn eine vertraute Person in deiner Nähe herumwurschtelt.
Und wenn es weder Clan noch Lagerfeuer gibt und die anderen in deinem Haushalt auch erschöpft sind, dann kann man durchaus Ablenkung suchen.
Aber du würdest diesen Artikel nicht lesen, wenn du nicht wüsstest, dass dein Scrollen längst kein Ablenken mehr nach stressigen Tagen ist, sondern ein Sumpf, aus dem du oft nicht mehr gut herauskommst, bzw. dass es dir an sinnvollen Tätigkeiten fehlt.
Der Tipp: Lege das Handy öfter mal weg und mache was anderes, ist oft ein Witz. Wenn es so einfach wäre, hätten wir kein Problem.
Ich habe daher ein paar Techniken zusammengestellt, die dir helfen können, vom Scrollen hin zu einer erfüllten Freizeit zu kommen.
- Schlussfolgerungen aus deinen Daten
Nun hast du eine Menge über dich herausgefunden und auch sichtbar gemacht durch die Mindmap und die Listen, die du erstellt hast. Mit Farben und Zeichen hast du sichtbar gemacht, was dir gut tut und was nicht, was du gesucht hast.
Wenn du merkst, dass du viel Zeit verplempert hast und es dir danach nicht besser geht, können wir jetzt schauen, was du tun kannst.
Du kannst für dich selbst die gleichen psychologischen Tricks anwenden, wie es die Entwickler von Algorithmen tun.
Zuerst einmal brauchen wir wieder ganz viel Material, diesmal nicht aus einer App, sondern aus deinem Kopf und Herzen.
Ideen sammeln
- Was hast du früher gerne gemacht?
- Was wolltest du schon immer mal ausprobieren?
- Was hast du schon lange nicht mehr gemacht, das du eigentlich gerne magst?
Schreibe zu jeder Frage 10, besser 20 Antworten.
Du wirst merken, dass dir am Anfang ein paar Sachen einfallen, dann wird es zäh. Das ist ein wichtiger Punkt, denn jetzt beginnt dein Gehirn zu suchen und es wird überraschende Dinge zum Vorschein bringen. Suche also unbedingt viele Ideen.
Wenn du schon Hobbys und spezielle Interessen hast, dann kannst du auch Varianten dafür suchen.
Wenn du zum Beispiel gerne Motorrad fährst, kannst du dir Ausflugsziele oder Urlaubsziele für den Winter ausdenken, damit du nicht monatelang ohne Fahrspaß bleibst. Ideen, wie du deine Sommererlebnisse in ein buntes Tagebuch verwandeln könntest. Kurzgeschichten oder Lieder darüber schreiben …
Wenn du gerne Puppenkleider nähst, kannst du Ideen sammeln, wie du interessante Stoffe findest. Im 2. Hand-Landen oder auf dem Flohmarkt zum Beispiel. Oder einen Koffer oder Schrank dafür basteln.
Wenn du schon schreibst oder malst, aber nicht oft genug hineinfindest, kannst du dir überlegen, ob du es an anderen Orten versuchst (Café oder in der Natur), dir einen schönen Arbeitsplatz dafür einrichtest. Deine Materialien ausmistest, neu arrangierst.
Versuche es. Ideensuchen ist wie Shopping im eigenen Kopf. Es macht sehr zufrieden.
Am Ende hast du 60 Ideen gesammelt! Was für ein Fundus für Zeiten, in denen dir nichts einfällt.
Cluster bilden
Mit deinen Ideen kannst du weiter spielen und Prioritäten erstellen:
Schreibe jede Idee auf einen Dina 4 großen Zettel und sortiere sie.
- Welche Idee ist am reizvollsten?
- Was ist am einfachsten umzusetzen?
- Was ist ein Traum, den du zu gerne erleben möchtest?
- Was ist echt verrückt?
Als Nächstes schreibe zu jeder Idee dazu,
- was du dafür brauchst.
- Streiche an, was du schon hast.
- Sammle Ideen, wo du mehr Informationen darüber finden könntest.
- Mache Skizzen, kritzle, mache es bunt und klebe Bilder dazu. Versuche dich in Schönschrift oder wilden Querverweisen, wie ein echtes Genie.
Je bunter, umso glücklicher ist dein Gehirn.
- Mit diesen Aufgaben hast du einen eigenen, gesunden Algorithmus erstellt!
- Du hast in deinem Gehirn gescrollt und Überraschendes gefunden.
- Und du warst aktiv und hast dein Gehirn auf neue Weise benutzt.
.
Super, dass du bis hierhergekommen bist!
Ideen sammeln ist zwar toll, aber sie aktiv umsetzen ist noch besser.
Hürden überwinden
Vor der aktiven Umsetzung bauen sich gerne eine Menge Hürden auf, die dich ausbremsen können.
Aber ich bin mir sicher, jetzt hattest du schon so viele Einfälle, da wirst du auch Ideen finden, wie du die Hindernisse überwinden kannst.
Ich gebe dir ein paar Impulse dafür.
Wiederholungen machen glücklich
Übrigens brauchen wir oft auch gar nicht so viel Neues, sondern Vertrautes, das wir wiederholen können, wie Kinder, die immer wieder die gleiche Geschichte hören wollen, bis sie das Erfahrene integriert haben.
Erst danach wollen sie eine neue Anregung.
Ich denke, wenn du ein paar Tätigkeiten gefunden hast, die dich glücklich machen, brauchst du gar nicht ständig etwas Neues.
Aber diese Ideen müssen wir jetzt noch verfeinern.
Der Hang zum Größenwahnsinn
Wir alle neigen zum Größenwahn (= Perfektionismus). Was wir machen, muss groß, schön, perfekt und richtig sein. Wir wollen es stolz vorzeigen können und Bewunderung ernten.
Deswegen fangen wir manchmal lieber gar nicht erst an, weil dieser größenwahnsinnige Anspruch eben nicht zu erreichen ist.
Was ist da los?
Der Größenwahnsinn ist im Grunde eine wunderbare Eigenschaft. Wir trauen uns was zu. Als wir Kinder waren, haben wir uns von der Realität nicht einschüchtern lassen. Wir haben Raketen gebaut und sich zum Mond geflogen. Das war doch ganz einfach und wunderbar.
Leider kamen dann immer mehr Miesepeter in unseren Weg. Redeten von Realismus und sagten einschüchternde Sätze wie: „Ohne Fleiß keinen Preis.“ „Übertreib es mal nicht.“
Oder Schulkameraden haben uns ausgelacht, Eltern belächelt und Chefs die Augenbraue hochgezogen.
Vernunft, Leistung und Tüchtigkeit wurde und wird von uns gefordert.
Die Konsum- und Leistungsgesellschaft macht uns unentwegt Angst: Wenn wir nicht alles geben, sind wir verloren und landen …
Ich brauche es nicht aufzuschreiben, denn du hast dein eigenes Horrorszenario, das in dir aufflackert, sobald du wagst, ans Ausscheren zu denken.
Deswegen versinken wir lieber in virtuellen Welten und betäuben uns mit sinnlosem Scrollen.
Aber kehren wir zurück zum wunderbaren Größenwahn, unserem Schaffensdrang.
Unserer Freude am Spielen, Spinnen, Träumen.
Der Schaffensdrang ist nämlich ein Zeichen dafür, dass wir uns eine Welt erschaffen, in der wir Sinnhaftigkeit erleben.
Die Freizeit ist ein guter Raum, um diese Kraft wieder in uns zu entdecken.
Ich glaube, Selbstfürsorge ist eine wirklich subversive Kraft, die man nicht unterschätzen darf. Damit wir die Welt verändern und alle retten können, müssen wir zuerst uns selbst retten.
Also ist es wichtig, womit du deine Freizeit verbringst.
Eine Idee verwirklichen
Also, was kannst du machen, um deine Schöpferkraft zu erwecken?
Zeit für neue psychologische Tipps.
Ich schlage dir jetzt eine Übung vor, bei der du richtig konkret werden kannst.
Sie soll dir helfen, Ideen zu bekommen, Motivation aufbauen, und erste Aktivitäten zu starten.
Wende dich einer Idee zu
Auch wenn du noch nicht weißt, ob das deine neue Freizeitbeschäftigung sein soll, kannst du diese Übung damit machen. Es wird dir einiges klarer werden.
Wenn du schon ein Hobby hast, aber es viel zu wenig machst, ist diese Übung auch perfekt.
1. Benenne deine Idee
z.B. Malen, nähen, Sport machen, Handwerken … egal was.
2. Suche Materialien zusammen, die du dafür brauchst.
Schau in alle Schränke, was du schon hast. Wenn dir etwas Wichtiges fehlt, sei als Erstes kreativ: Mit was könntest du es ersetzen?
Z.B:
Du willst Malen: Aber du hast keine Leinwände, und sie sind auch zu teuer. Dann kannst du Verpackungskartons verwenden, alte Servietten auf Karton aufkleben oder Steine und Holzstücke suchen.
Du hast keine Farben? Dann verwende die Kohletabletten vom letzten Urlaub, Schminksachen, die du sowieso nie verwendest. Kohle vom Grillen, Erde aus dem Garten.
Du willst Sport machen? Dafür braucht man gar keine Materialien, nur deinen Körper. Also bequeme Kleidung und Schuhe, ein bisschen Platz zum Aufwärmen und eine Spazierstrecke in der Nähe, vielleicht Musik. Statt einem Yogablock ein paar Bücher, statt Hanteln Wasserflaschen oder Kohlesäurekartouschen, Schals zum Stretchen usw.
Wenn du Bogenschießen oder Tennis lernen willst, dann kannst du nachforschen, wo du zum Training gehen und dir die Geräte ausleihen kannst.
Die Aufgabe lautet also: Stelle mindestens 20 Dinge bereit, die du für dein neues Hobby brauchst. Sei dabei kreativ und suche nach Alternativen, die möglichst wenig kosten.
Dazu gehören auch Dinge wie: Wasserflasche, Glas, Lappen, Handtuch, Elektrolytpulver, Snack, Aufbewahrung wie Box, Tablett, Tasche, Rucksack.
3. Lege alles zusammen an einen Platz und arrangiere es ästhetisch
- Gestalte es so, dass du davon ein sinnliches, stimmungsvolles Foto machen kannst.
- Achte auf den Hintergrund. Halte ihn weiß oder sehr schlicht oder gehe nach draußen und suche nach einem passenden Ort.
- Lege etwas Ungewöhnliches dazu. Eine Blume, einen Ast oder Stein, eine Spielzeugfigur, es kann etwas sein, das man in dieser Sammlung nicht erwarten würde, etwas, was das Bild aber noch interessanter macht.
Überlege dir ungewöhnliche Arrangements:
- In Reihen als würdest du eine Seite in einem Botanikbuch aus uralter Zeit gestalten.
- Gestapelt, getürmt. Auf dem Kopf gestellt.
- Lege Muster und Mandalas.
- Baue damit einen Unterschlupf für eine Spielzeugfigur.
- Verwende verschieden Ebenen wie Treppen, Bücher als Unterlage, Mauern und Baumstämme draußen.
Wenn es dir Spaß macht, kannst du daraus natürlich ein Wochenend-Projekt machen. Du kannst dir aber auch nur drei Gegenstände schnappen und 10 Minuten fotografieren.
Mache es dir leicht, schnell, kurz … warum das gut ist, dazu habe ich weiter unten noch mehr geschrieben.
4. Fotografiere mehrere Fotos von diesen verschiedenen Arrangements und Perspektiven.
Fotoperspektiven:
- Extreme Nahaufnahmen von einem Detail (Stoffstruktur z.B.), sodass man fast gar nicht mehr weiß, was es abbildet.
- Ungewöhnliche Winkel: Von leicht unten, leg dich auf den Boden, halte die Kamera an die Tischkante. Halte die Kamera mitten in die arrangieren Dinge hinein. Fotografiere von oben, usw.
5. Gestalte aus den Fotos Bilder
Collagen:
- Ein Raster mit 3 x 3 Bilder oder größer.
- Lasse jeweils einen Rahmen darum oder auch nicht.
- Drucke die Bilder auf dickerem Papier aus (100-120 gr., kein Fotopapier, das kann man schlecht reißen) aus und reiße oder schneide sie auseinander und gestalte eine oder mehrere Collagen in Postkartengröße.
- Schreibe Worte dazu, die die Stimmung unterstützen: Freiheit, Sinnlichkeit, Energie, Liebe, Natur …
- Oder die Sätze, die du dir während des Lesens notiert hast.
- Verwende Schönschrift oder erfinde wilde oder lustige Buchstaben.
6. Deine Bilder als Motivation
Deine Collagen dienen als Motivationshelfer. Sie erinnern dich daran, dass du etwas ausprobieren willst.
Du kannst deine Bilder
- Als Hintergrundbilder verwenden.
- Als Postkarten, die du überall in der Wohnung aufhängst.
- Eine Schachtel oder Box damit bekleben, die deine Materialien enthält.
- Eine Stofftasche bedrucken lassen.
- Einen Sticker oder Magneten erstellen.
- Oder ein T-Shirt …
Und ich hoffe, dass das Fotografieren und Gestalten dir ein paar genussvolle Stunden bereitet hat! Denn auch, falls du danach etwas ganz anderes angehst, war es doch eine interessante Erfahrung. Neu, neugierig machend und spannend.
Aber wie schaffst du es jetzt anzufangen, und zwar so, dass es keinen Frust gibt?
Die richtige Strategie für deinen Schaffensdrang
Veränderungen können nur gelingen, wenn wir ein paar wichtige Punkte beachten:
Man muss sich:
da abholen, wo man ist
Sich selbst ermutigen
Sich Zeit lassen
Es sich einfach machen.
Warum?
1. Wenn du dich nicht da abholst, wo du bist, überforderst du dich und Frustration ist vorprogrammiert.
2. Wenn du dich nicht ermutigst, also nicht siehst, was du gemacht hast, strafst du dich und tust dir weh. Das ist keine gute Voraussetzung, um glücklich zu werden.
3. Wenn du dir keine Zeit lässt, kann sich nichts Neues und Gutes entwickeln.
Denn wir sind keine Maschinen, die immer den gleichen, perfekten Output produzieren können.
Wir sind lebendige Wesen, die sich entwickeln. Das heißt, wir gedeihen, wenn wir in dem Tempo vorangehen können, der zu uns passt.
Und dazu müssen wir es uns einfach machen. Das heißt, du brauchst Raum, Zeit und einfache Schritte, die gelingen können.
Ein Kind das Laufen lernt, jagen wir auch nicht am ersten Tag, an dem es aufrecht stehen kann, auf eine Bergtour. Wir lernen laufen und springen, wenn man uns lässt. Es geschieht von allein.
Diese Erkenntnisse kannst du auf deine Freizeit übertragen.
Wenn du denkst, ja schön, ich würde ja gerne, aber ich bin zu müde, habe keine Zeit, es ist zu teuer, ich bin unbegabt … was fallen dir noch für Steine ein, die du dir selber in den Weg legen kannst?
Ach nein, lieber nicht. Schauen wir besser, welche Techniken es gibt, die Hürden zu überwinden.
Mach es miniklein
Hier beginnt die erste Kreativität.
Egal, was du gerne tun willst, beginne nicht dem größenwahnsinnigen Ergebnis, das du erreichen willst. Nicht das wunderschöne Bild, der spannende Roman, dein perfekter Körper, die unerschütterliche Gelassenheit …
Nein, finde eine miniminikleine Variante davon.
Dein Gehirn braucht ein Appetithäppchen.
Einen ersten Impuls, der die neue Vernetzung anregt.
Die Collage ist so ein erster Appetithappen.
Wenn du dein Gehirn und deinen Körper überforderst, kommt nur Frust dabei heraus.
Deswegen ist die Methode: „Raff dich“, „Streng dich an“, „ Ein bisschen weh muss es schon tun“ usw. gar nicht gut.
Sie jagt deinem Gehirn Angst ein und es kann seine wundervollen Fähigkeiten nicht zum Einsatz bringen.
Aber wenn du es so klein machst, dass du es auf jeden Fall schaffst (= dich da abholen, wo du bist), dann geht der Weg voran.
Bleibe also mit der Anstrengung immer bei ca 70 %. Dann wird das Ergebnis am besten ausfallen.
Auch hier kannst du dir wieder vorstellen, wie du mit deinem Pferd umgehen würdest. In einer neuen Umgebung geht dein Pferd langsamer und vorsichtiger, bis es den Untergrund gut kennt.
Mein Tipp:
Mache dir Notizen mit der Hand. Von Hand schreiben, genauso wie alle Arten von künstlerischer Tätigkeit trainiert die Verknüpfung von Hirnarealen, sodass Demenzerkrankungen um weniger wahrscheinlich werden.
Eine Studie in der Mayo-Klinik zeigt, dass im Vergleich zu Menschen, die diese Dinge nicht machten, hatten diejenigen, die in Mittel- und Spätlebensphase aktiv waren, ein geringeres Risiko, Denk- und Konzentrationsstörungen zu entwickeln.
- bei künstlerischen Aktivitäten: ca. 73 % geringeres Risiko
- bei Handarbeiten / Crafts (darunter Nähen, Quilten usw.): ca. 45 % geringeres Risiko
- bei sozialen Aktivitäten: ca. 55 % geringeres Risiko
- bei Computeraktivitäten in höherem Alter: ca. 53 % geringeres Risiko
Sei fürsorglich mit dir selbst = perfekte Ermutigung
Wie wäre es, wenn du ganz, ganz, wirklich ganz, ganz liebevoll zu dir wärst?
Das bringt dein Gehirn in einen entspannten Zustand, in dem es keine Angst hat.
Das ist die beste Grundlage, um etwas Neues zu beginnen, etwas zu lernen und überhaupt für alles, was wir tun.
Denke immer daran, nicht das Pferd auf den Times Square zu führen, sondern auf die Weide oder einen schönen Waldweg.
Kleine Schritte sind deswegen besser, weil sie deinem Gehirn Zeit lassen, das Neue wirklich einzubauen, sodass es zu einem Automatismus werden kann. Wir brauchen einfach Zeit!
- Deswegen reicht ein neues gesundes Rezept, das du in deinen Alltag einbaust.
- Eine neue einfache Übung, die du 4 Wochen machst, damit es wirklich einen Effekt gibt.
Und wir brauchen unendlich viele Pausen, Pausen, Pausen!
Der Umbau im Gehirn und in den Muskeln geschieht nur in der Ruhephase. Du hast also einen höheren Trainingseffekt für alles, wenn du Pausen einplanst.
Das gilt für das Lernen, Trainieren, und um neue Gewohnheiten aufzubauen.
Ein paar Beispiele:
Neues lernen:
1,5 Stunden lernen, 15 Minuten Pause, nochmal 1,5 Stunden lernen, danach 2 Stunden Pause. Bei neuem Stoff, erst am nächsten Tag weiterlernen. Bei Wiederholungsstoff kann man nochmal eine Sitzung mit 1,5 Stunden einbauen.
Mehr lernen und die Nacht hindurch lernen bringt gar nichts, nur Chaos im Kopf.
Kreativ sein:
Schreiben: Nach 1 Stunde wird es nicht mehr gut, außer du hast sehr viel Erfahrung mit Schreiben. Und auch sehr erfahrene Schriftsteller schreiben in der Regel nicht länger als 3 Stunden am Tag.
Wenn du einen Schreibanfall hast – ja, das gibt es – dann können es auch mehrere Stunden sein. Aber erfahrungsgemäß klappt es dann am nächsten Tag gar nicht mehr. Am Ende sind es dann auf die Woche gerechnet auch nicht mehr als 1-3 Stunden pro Tag.
Malen:
Erfahrende Malerinnen sagen, nach 20 Minuten wird es Geschmiere. Also aufhören, zurücktreten und von der Ferne anschauen. Immer wieder aus dem Zimmer gehen und was anderes machen – Tee zum Beispiel – danach sieht man wieder klarer. Meist ist die beste Phase nach 1 Stunde vorbei.
Und ganz wichtig, das Bild erst zerreißen, wenn du es nach einer Woche immer noch schlecht findest.
Warum?
Beim Kreativsein ist es so, dass man mit einer bestimmten Vorstellung an die Sache drangeht und in der Regel wird es nicht so, wie man es wollte. Man ist deswegen nach einer Schaffenszeit nicht in der Lage, das Ergebnis objektiv zu beurteilen.
Entweder ist man enttäuscht oder euphorisch.
Erst wenn die verknüpften Gefühle abgeklungen sind und man vergessen hat, was man eigentlich wollte, kann man das Werk beurteilen.
Das gilt für alles kreative Tun.
Kurz und schnell
Kurz und schnell, das bedienen die Reels und Shorts und wie sie alle heißen. Schneller Reiz, schneller Kick an guten Gefühlen. Das Gefühl, es kostet dich nichts, kann ich machen.
Um in ein neues Verhalten reinzukommen, können und sollten wir die schnellen, kurzen Effekte auch für uns herstellen.
Besonders, wenn du sehr gestresst und beschäftigt bist oder wenn du Schwierigkeiten hast, neue Gewohnheiten zu etablieren oder frühere Betätigungen wieder aufwecken willst.
Suche für also für das, was du gerne neu oder wieder aufbauen willst, eine Minivariante.
Die Flow-Regel
Damit die Beschäftigung mit einem kreativen Projekt nicht zum Leistungsdruck wird, empfehle ich dir, diese Flow-Regel zu beherzigen;
70 % Komfort + 30 % Herausforderung
Das bedeutet: Mache zu 70 % nur Dinge, die dir leichtfallen. Also einfache, kurze, leichte Elemente.
30 % der Zeit teste eine kleine, spielerische Herausforderung.
So wird Kreativität eine Form der Entspannung und Bereicherung und nicht der Leistung, die im Frust endet.
Meine Empfehlung: Mache dir ausführlich Gedanken, wie du mit einfachen, schnellen und leichten Elementen beginnen könntest. Wir nehmen uns gerne zu viel vor und das ist die Ursache für Enttäuschung und Aufgeben.
Die Idee, wie du es dir einfach machen könntest, fallen dir vielleicht nicht sofort ein, weil wir immer so auf ein tolles Ergebnis fixiert sind.
Gehe es daher an, wie bei der Liste von Ideen, die du angelegt hast. Suche 20 Möglichkeiten, es einfach zu gestalten.
Das Gehirn braucht einen Moment, die Verknüpfungen zu aktivieren. Dann sprudeln die Ideen.
Ein paar Beispiele:
- Du willst gesünder kochen.
Erfinde oder finde ein Rezept, das so gesund und so lächerlich einfach ist, dass man es im Halbschlaf hinbekommt. Es sollten also nur wenige Handgriffe nötig sein. Einfache Zutaten, die du immer zuhause haben kannst, sind ein Muss.
- Du willst dich mehr bewegen und fitter werden.
Finde oder erfinde (das mag ich besonders gerne, denn der Körper kommt wirklich auf lustige Ideen, die perfekt zu dir passen, wenn du es ihm erlaubst) eine Bewegung, die du in 2 Minuten machen kannst, fast überall.
Bedenke dabei, du solltest nichts machen, für das man sich eigentlich erst aufwärmen sollte. Neurophysiologische Übungen sind dafür perfekt. Sie dauern sowieso nur 2 Minuten, brauchen kein Aufwärmen und sind die Basis für ein gutes Training.
- Du willst dich schöner fühlen und entspannter sein (was meiner Meinung nach das Gleiche ist)
Finde und erfinde kostenlose Wellnessideen.
Kaltes Wasser ins Gesicht, frische Luft am Morgen, einmal tief atmen, sanft ausstreichen, Bürstenmassage, Fußbad, kneipen, tanzen, laut im Auto singen, Grimassen schneiden, seufzen, brummen, Salzpeeling, Bäume umarmen, Barfuß gehen, Quarkmaske, mit Blumen reden, Kuscheltieren zuhören, ein Muster aus Steinchen legen, gurgeln, wundersame Formen in der Natur entdecken, den Vögeln zuschauen …
Das sind meine Lieblingsmethoden. Nichts davon dauert länger als 5 Minuten und hat doch einen erstaunlichen Effekt und weil es so schön ist, mache ich es auch oft länger.
- Du willst kreativ sein:
Stelle ein kleines Equipment mit Materialien zusammen, das auf ein Tablett oder in eine offene Box passt. Das stellst du in Sichtweite neben dein Bett, Sofa oder wo du sonst noch Zeit am Handy vertrödelst.
Es sollte wirklich schön, animierend und einfach sein.
Keine große Vorbereitung, keine hohen Ansprüche an Perfektion.
Zum Beispiel:
- Ein Skizzenbuch und 5 Farben. Beginne mit kritzeln.
- Ein Notizbuch und ein guter Stift. Schreibe ein Lied mit 5 Zeilen oder eine Minigeschichte von einer Seite.
- Ein Korb mit Wolle und Nadeln. Häkle einen Topflappen, statt einen Pulli mit Zopfmuster zu planen.
- Ein Stück Stoff mit Nadeln und Faden. Vielleicht ist slow stichig was für dich?
- (Bei mir ist es Papier mit Nadel und Faden, weil ich gerne Skizzenbücher zusammennähe).
- Ein paar Bücher, die du durchblättern könntest. (Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Schätze in meinem Bücherregal stecken)
- Spiele und Puzzles
- Ausmalbilder und bunte Stifte (guck mal auf meiner Kreativ-Webseite)
- Du willst (wieder) mehr lesen:
Lesen fällt vielen zunehmend schwerer, weil wir uns nicht die Ruhe dafür gönnen.
Lesen ist echtes Kopfkino und fordert mehr komplexe Aktivität im Gehirn, als Videos gucken oder Podcast hören (was auch total prima ist).
Da es so viele Gehirnareale aktiviert, ist Lesen sehr gut für viele Dinge:
- Abschalten, in andere Welten eintauchen
- Konzentration
- Intelligenz, Wortschatz, Wissensschatz
- Vorbeugend vor Demenz und Engstirnigkeit
Wenn du merkst, dass du dich nicht lange genug konzentrieren kannst, dann hilft es vielleicht, sich zu überlegen, ob es die richtigen Bücher für dich sind. Nicht jeder liest gerne Romane. Manche mögen Bücher mit vielen Abbildungen. Oder Bücher über ein Thema, das dich begeistert. Immer wieder höre ich von Leuten, dass sie sagen, sie würden nie lesen, bis sie das richtige Buch in die Hände bekommen haben.
Um Ideen zu finden, was das sein könnte, kannst du noch einmal die Liste der Postings, Reels oder Videos durchsehen, die du beim Scrollen gesehen hast.
Welches übergreifende Thema hast du gefunden?
Bestimmt gibt es dazu ein Buch!
Manchmal lese ich gerne echte Bücher, aber immer öfter ist mir die Schrift zu klein und da hilft auch keine Brille. Deswegen finde ich E-Books eine große Erleichterung. Ich lese sie auf dem I-Pad, weil das noch größer ist als ein Reader.
Was kann dich noch darin unterstützen, dass du wirklich die neuen Ideen angehst?
Mache es wie die App-Entwickler
- Es muss bunt, viel und ansprechend sein.
- Es muss leicht und schnell gehen.
Deswegen ist es hilfreich, wenn du alles verführerisch in deiner Nähe platzierst.
Denke daran:
Es muss nicht perfekt werden oder eine Leidenschaft bis an dein Lebensende.
Es ist durchaus erlaubt, eine halbe Stunde Spaß mit etwas gehabt zu haben und dann wieder was anderes zu machen.
Das ist Spielen ohne Anspruch.
Manchmal entwickelt sich daraus ein Hobby, muss es aber nicht.
Anregung:
Gestalte aus den Sätzen und Begriffen, die du dir beim Leben notiert hast, eine Wortcollage.
Deine Weisheit!
Deine Motivation!
Die Sache hat natürlich auch einen Haken
Nun ist es mit den Effekten von Shorts, Postings und Reels so, wie mit Energiedrinks oder Alkohol. Alle Suchtmittel sind so schnell, dass normales Verhalten nicht dagegen ankommt.
Aber die Erfahrung, dass bei etwas langsamerem Tempo die Befriedigung viel größer ist und der Kater ausbleibt, hilft dir, dranzubleiben.
Schließlich erreichst du mit neuen Aktivitäten, dass du die drei wichtigen Elemente erreichen kannst:
Verbundenheit, Sicherheit, Sinn.
Im Folgenden betrachten wir ein paar der Sehnsüchte, die dich zum Scrollen geführt haben, etwas genauer.
Ideen für deine Sehnsüchte
- Entspannung
Wenn du entdeckt hast, dass du beim Scrollen nur Abschalten und Entspannen willst, dann macht es Sinn, nach einfachen Übungen zu suchen, die du in deinen Alltag einbauen kannst.
Bedenke dabei, dass es sehr schwer ist, sich runterzubringen, wenn man den ganzen Tag auf Hochtouren unterwegs war. Wenn gar keine Energie mehr übrig ist, hat Suchtverhalten in jeder Form den schnellsten Zugang zu dir.
- Basics:
Es sind leider wirklich die dämlichen Basics, die dazu beitragen, dass du im Gleichgewicht bleibst:
- Genug schlafen
- Rechtzeitig essen, bevor der Hunger zu groß ist
- Genug trinken
- Ein bisschen strecken und recken
Das alles trägt dazu bei, dass dein Gehirn Sicherheitssignale bekommt.
- Zeitmanagement:
Zeit zwischen 2 Tätigkeiten einplanen, denn ein nahtloser Übergang von einem zum anderen ist Superstress für dein Gehirn.
Übrigens: Alles dauert immer doppelt so lange, wie man denkt.
- Wartezeit nutzen:
Wenn ich auf jemanden ein paar Minuten warten muss, checke ich nicht mal schnell meine Mails, sondern schaue aus dem Fenster und suche nach Bewegungen, die ich entdecken kann. Selbst wenn es total windstill ist, bewegt sich immer irgendwas. Natur zu betrachten, ist eine der schnellsten Entspannungsmethoden.
Falls du schreiben, zeichen/malen oder fotografieren willst. Kannst du Wartezeiten auch dazu nutzen, die kurzen Momente einzufangen.
Schreibe einen mystischen Satz über den Ort, an dem du wartest. Kritzle ein Muster oder Gegenstand, den du siehst oder mach eine interessante Nahaufnahme …
- Entschleunigen:
- Ein paar Schritte ganz langsam gehen.
- Ganz langsam ein Glas nehmen und trinken.
- Nervus Vagus aktivieren:
Der Entspannungsnerv springt sehr leicht und schnell an. Dieses System geht auch niemals kaputt, egal, wie nachlässig du mit deiner Gesundheit umgegangen bist.
Das funktioniert immer.
Dazu braucht man auch keine richtige Einstellung oder innere Haltung. Es ist nichts Psychologisches, sondern ein Mechanismus, der angeschaltet werden kann, wie mit einem Schalter.
- Was du überall machen kannst:
- Länger aus wie einatmen
- Einmal tief durchatmen
- Deine Finger sanft abstreichen
- Langsam die Zehen krümmern (wirklich, es funktioniert!)
- Schau erst 10 Sekunden nach rechts ohne den Kopf zu bewegen, dann 10 Sekunden nach links
- Woran du erkennst, dass der Nervus Vagus aktiviert wurde
- Du atmest unwillkürlich durch
- Du musst gähnen
- Du musst schlucken
Mein Tipp:
Mache die Übungen vor einer Besprechung und nicht währenddessen, denn es könnte falsch verstanden werden, wenn du die ganze Zeit gähnst. 🙂
- Das Leben einfacher machen
Wir verwenden viel Zeit darauf, unsere Zeit zu verplanen, und beschweren uns dann, dass keine Zeit übrig ist.
Wir lassen uns von anderen unsere Zeit und Energie wegnehmen, weil wir nicht auf unsere Grenzen achten.
Dann ist Scrollen die einzige Allein-Zeit, in der niemand was von uns will.
Das ist traurig, oder nicht?
Wenn du also scrollst, weil du deinem Leben entfliehen willst und merkst, du hast viel zu wenig Zeit für dich, dann könnten die nächsten Anregungen hilfreich sein.
Sammle mindestens 20 Ideen, wie du dein Leben einfacher und leichter machen könntest.
Sei dabei wild und verrückt. Du kannst alles aufschreiben.
Verwende so viel Energie darauf, diese Vereinfachungen zu finden, wie du Energie darauf verwendest, anderen zugefallen, zu helfen, zu dienen.
Gehe dabei alle Bereiche durch, die unangenehm und stressig für dich sind:
Haushalt, Putzen, Essen zubereiten, Einkaufen, Erledigungen machen (auch für andere), Gartenarbeit, Hilfsdienste, Freiwilligenarbeit …
- Kochen, Putzen, Einkaufen, Wäsche:
Hier lohnt es sich, Ideen zu sammeln, wie man die Erledigungen vereinfachen könnte. Besonders, wenn man krank ist, erschöpft oder wenig Zeit hat. Dann ist es hilfreich, einen Plan B zu haben.
Lieferservice, Fertiggerichte, alles in eine Pfanne-Gerichte.
Oberflächliches Putzen im Sichtbereich, Wäsche nicht zusammenlegen …
Mir hat es sehr geholfen, radikal auszumisten und alles so aufzuräumen, dass ich nicht mehr als 10 Minuten zum Abstauben und 10 Minuten zum Staubsaugen brauche. Das mache ich jeden 2. Tag. Dann fällt viel weniger Arbeit an, als wenn ich es nur einmal die Woche mache. Und es verschafft mir einen Puffer, wenn ich es mal nicht hinbekomme, denn dann geht die Welt nicht unter, weil eine gewisse Grundsauberkeit und Ordnung immer vorhanden ist. Und das Saubermachen ist nicht mehr so eine schreckliche Angelegenheit. Es geht wie nebenbei.
So, genug der Haushaltstipps. Ich hoffe, du hast damit ein paar Ideen bekommen, wo du anfangen könntest, es dir einfacher zu machen.
Viele Dinge tun wir, weil wir es immer so gemacht haben, weil wir meinen, andere würden das erwarten. Wir suchen unbewusst nach Anerkennung, Respekt und Zuneigung.
Aber sich ausbeuten ist kein guter Weg, um das zu bekommen.
Auch hier gilt wieder:
Unser Gehirn sucht nach Verbundenheit, Sicherheit, Sinn.
Aber wenn wir uns übernehmen, um uns verbunden und geliebt zu fühlen, dann entsteht nicht die Verbundenheit und Sicherheit, die wir brauchen.
Deswegen ist es gut, auch einen Blick auf unsere Beziehungen zu werfen.
Beziehungen aufräumen
Wenn Freundschaften und Verwandtschaft dich stressen, dann probiere diese Übung aus:
- Erstelle eine Grafik deiner Beziehungen.
- Schreibe in der Mitte ICH und mache einen Kringel drumherum. Dann schreibe alle Personen, mit denen du zu tun hast, drumherum. Die, die dir nahe sind, stehen nahe bei dir, andere weiter weg.
- Im nächsten Schritt schreibe dazu, was mit jeder Person gut klappt. Welche Themen verbinden euch? Was macht miteinander Spaß?
Es macht nämlich keinen Sinn, deiner Mutter von deiner Radtour zu erzählen, wenn sie dafür kein Interesse hat. Aber wenn sie Blumen liebt, dann schaut sie bestimmt gerne die Fotos an, die du von der Landschaft gemacht hast.
Eine Freundin, die gerne auf Partys geht, ist vielleicht keine gute Gesprächspartnerin für deine Überlegungen übers Scrollen.
So kannst du an deinem Bild klar sehen, mit wem was leicht geht und darüber Verbundenheit entsteht.
Vielleicht bist du an der einen oder anderen Stelle enttäuscht, weil du mit der Person gerne etwas teilen würdest, was aber nicht geht.
Dann erstelle eine Liste mit Ideen, wie man die Interessen verbinden könnte. Wenn es nahe Personen sind, kannst du ein Gespräch darüber suchen, wie man Verbindungen zwischen Interessen herstellen kann, damit es beiden gut geht.
Man bezeichnet das auch als Kompromisse machen, aber das klingt für mich so sehr nach Geschäftsabschlüssen.
Deswegen finde ich die Idee, Verbindungen für die Interessen zu finden, schöner.
- Weitere Ideen, wie die Beziehungen verbessert werden können:
- Verantwortungsbereiche verteilen und sich nicht gegenseitig reinreden
- Gemeinsamkeiten verbindlich einplanen und einhalten
- Freiräume verbindlich planen und auch nutzen
- Gewohnheiten überprüfen:
„Wir machen immer ..“, „Ich mache immer …“ – hier steckt Potenzial, etwas zu ändern und zu vereinfachen.
Tut es dir noch gut? Tut es allen gut? Wenn nicht, dann ist es eine Überlegung wert, etwas zu ändern.
Beispiele:
Verabreden, dass sich Erwachsene nichts mehr zu Weihnachten und zum Geburtstag schenken. Das nimmt so sehr den Druck raus, dass die Geschenke richtig sein müssen oder Liebe beweisen, die man füreinander empfindet. Man muss sich nicht mehr fürchten, dass man sich vielleicht nicht freuen kann über das, was man bekommt.
Wie wäre es, gemeinsam zu überlegen, was beiden Freude macht, sei es die Eltern, die Partner oder erwachsenen Kinder?
Scrollen - jetzt gibt es etwas Besseres!
Verbundenheit, Sicherheit, Sinn.
Das ist es, was wir brauchen. Das ist es, was unser Gehirn sucht und herstellen will.
Das heißt, Verbindung zu dir selbst ist die Basis.
Dann entstehen auch erfüllende Verbindung zu anderen.
Sicherheit entsteht auch durch eine bewusste Verbindung zu sich selbst.
Das Gefühl, dass alles Sinn ergibt, was du tust und erlebst, entsteht auch dadurch, dass du mit dir eine gute Verbindung hast und dann auch mit anderen und dem, was dich umgibt und was du tust.
Es lohnt sich also, herauszufinden, was dich scrollen lässt.
Denn darin steckt eine Botschaft deines Unbewussten, über das, was du suchst, um dich verbunden und sicher zu fühlen.
Und dann ergibt alles einen Sinn und das wiederum erzeugt Sicherheit.
Es hängt also alles zusammen, und wenn du an einer Ecke anfängst, und sei es noch so klein, profitiert alles in dir davon.
Rückfälle sind normal und mache deine neuen Vorsätze nicht zu einem neuen Größenwahn: „Ich bin komplett Internet frei.“
Ich bin auch keine Heilige und verbringe manchmal sinnlose Zeit mit dem Handy.
Aber ich kenne meine Alternativen. Ich kann stundenlang zufrieden andere Dinge tun. Und ich weiß, was mir Sicherheit, Verbindung und Sinn schenkt.
Das heißt, ich bin mit meinem Pferd auf sonnigen Wiesen und verwunschenen Waldpfaden unterwegs. Finde Schönheit und beglückende Aussichten.
Das wünsche ich mir auch für dich!
Ganz wichtig: Wenn es dir nicht gut geht und du es nicht alleine schaffst, ist es keine Schwäche, sich Beratung und Hilfe zu holen.
Erkenntnisse und Kommentare
Ich freue mich, wenn du mir – und damit allen, die hier vorbeikommen – einen Kommentar schreibst.
- Welche Erkenntnisse hast du gewonnen?
- Was hast du ausprobiert?
- Welche Tipps möchtest du gerne weitergeben?
- Habe ich einen wichtigen Aspekt beim Scrollen übersehen?
Experiment: Geschenk oder finanzieller Ausgleich?
Mein Experiment für einen neuen Austausch von Geld und Arbeit ist hier zum Ende gekommen und du kannst jetzt entscheiden, wie viel du mir für meine Arbeit zuschicken willst.
Ein paar Euro, deinen Kommentar oder einfach nur deine Lesezeit – alles ist okay!
Kann sein, du hast wenig Geld und freust dich über mein Geschenk oder du denkst, das hat dir nichts gebracht, dann hast du jetzt nicht die Katze im Sack gekauft.
Als Entscheidungshilfe: Wenn das ein Seminar bei der VHS gewesen wäre und du so viel Zeit dort zugebracht hättest, wie du für die Fragen und Übungen gebraucht hast, was hätte der Kurs gekostet?
Mir hat es in jedem Fall viel Spaß gemacht, dieses Thema zu durchdenken und die einzelnen Schritte zu erarbeiten. Mir ist dabei selbst viel klar geworden.
Ich war neugierig, was ich rausfinden würde, und ich bin aktiv geworden und habe ein paar kreative Tage damit zugebracht – und das Schönste: Es ist etwas entstanden, das ich mit dir teilen wollte!
Körperfrohe Grüße
Elke Weigel
P.S. Alle Bilder habe ich entweder gemalt, gezeichnet oder fotografiert.
Wie viel möchtest du mir gerne zuschicken?
Ganz herzlichen Dank!
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One Comment
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